Samstag, März 15, 2008

Laester Talk Nr.2

Meiyou Yinyang

Je reicher die Menschen, desto mehr Angst haben sie zu verhungern. Waehrend ein armer Mensch sich freut, wenn er genug essen kann, achten die reichen Leute auf die Inhaltsstoffe der Nahrung. So kann es bei uns im Viertel durchaus passieren, dass Essen weggeworfen wird, nur weil es noch vom Vortag ist. “meiyou yinyang”, das meint so etwa: “keine Vitamine” - ist Grund genug ein Essen abzulehnen. Ich kenne Menschen die Panik bekommen, wenn sie mal zwei Tage kein Fleisch oder Fisch gegessen haben. Sie befuerchten ernsthaft, Mangelerscheinungen zu bekommen.

Noch krasser finde ich die Leute, die ihrer Haushaelterin die Ueberreste vom Vortag zu essen geben, waehrend sie selber nur ganz frisch zubereitete Speisen zu sich nehmen. Solche Leute gibt es viele.

Typisch ist auch die Tatsache, dass nicht nur bei der Nahrungsaufnahme, sondern bei fast allen Taetigkeiten immer zuerst die Frage in den Raum gestellt wird: “wozu nuetzt mir das?” Sogar so erfreuliche Beschaeftigungen wie Gitarre lernen oder Tanzen werden unter dem Nutz Aspekt betrachtet. So wollen viele Eltern, dass ihr Kind Gitarre lernt, um in der Schule bei den Mathematikpruefungen besser bewertet zu werden. Wer ein Instrument spielt, bekommt in China Vorteile bei der Bewertung in der Schule. Viele Frauen, die Tanzen, tun dies nicht, weil sie Freude am Tanzen haben, sondern weil sie glauben, dass sie dadurch ihre Figur verbessern koennen.

Ich bin schon zu lange aus Deutschland weg und kann nicht beurteilen, ob die Deutschen ( oder ein Teil der Deutschen) genauso denken. In Deutschland geniert man sich, seinen Pragmatismus so offen zur Schau zu stellen. Man heuchelt da lieber irgendwelche tugendhaften Ziele vor. Ob die Menschen aber innerlich wirklich soviel anders sind, wage ich zu bezweifeln.

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