Meinungsfreiheit oder Selbstbetrug? Durch wen eigentlich werden wir in unserer Meinungsfreiheit vorallem eingeschraenkt?
Eines der vielen Vorurteile, die westliche Menschen oft haben, ist die Ueberzeugung in einem sogenannten demokratischen Land uneingeschraenkt seine Meinung aeussern zu koennen, waehrend in asiatischen Laendern, besonders in China man seine Meinung nicht so einfach sagen kann.
Doch ist das wirklich so? Auch in Laendern, die lauthals “Meinungsfreiheit” propagieren, kann man ganz schoen Aerger kriegen, wenn man seine Meinung sagt!
So einfach ist es leider doch nicht mit diesem zur Mode gewordenen Begriff. Wir haben zwar die Freiheit unsere Meinung zu sagen, doch die Konsequenzen muessen wir auch ertragen koennen, sonst gibt es diese Meinungsfreiheit nicht. Und zwar nirgends! Auch nicht in Deutschland.
Fange ich zum Beispiel an, ueber meine Freunde , Familienmitglieder oder Nachbarn zu schreiben und dabei z.B. irgendwelche Unstimmigkeiten oder Peinlichkeiten an die Oeffentlichkeit zu bringen - dann kann mein Leben ganz schoen ungemuetlich werden, auch wenn das, was ich schreibe, in keiner Weise politisch ist und keine Regierung auf dieser Welt jemals stoeren wird. Das ist ueberall so - egal in welchem Land oder System. Wir sind alle nur Menschen. Also werde ich mir – auch wenn ich in Deutschland oder einem anderen westlichen Land lebe – genau ueberlegen wie ich was schreibe oder sage und vieles, was eigentlich gesagt werden koennte, bleibt wahrscheinlich aus Ruecksicht auf die lieben Naechsten doch lieber ungesagt?
Der Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Meinungsfreiheiten in den verschiedenen Laendern besteht vorallem in der Wahrnehmung dieses Problems. Waehrend man sich im Westen verzweifelt vormacht, im besseren mit mehr Meinungsfreiheit ausgestatteten Land zu leben und seine Meinung uneingeschraenkt aeussern zu duerfen, tut man es unbewusst aber doch oft nur, wenn man dabei eh nichts zu befuerchten hat und dann oft ziemlich plump, direkt und uneffektiv.
Hier in China dagegen weiss jedes Kind, dass es bei dem, was es sagt, auch an die Konsequenzen denken sollte, also daran, wie sich der Gegnueber fuehlt und was die Worte bewirken koennen. Die Menschen sagen trotzdem ihre Meinung – aber nur, wenn sie auch wirklich eine haben, die so wichtig ist, dass sie gesagt werden muss. Und sie sagen ihre Meinung mehr einfuehlsam und darauf bedacht, niemanden blosszustellen oder zu verletzen. Ist das falsch?
Alles hat seine zwei Seiten. Viele Chinesen moechten, dass in China die Menschen so direkt und unbedacht wie die Europaeer ihre Ansichten aeussern koennen. Vorallem die Chinesen, die lange Zeit im Ausland gelebt haben, bemuehen sich, moeglichst klar und unumwunden ihre Meinung zu sagen und sind uns da in diesem Punkt inzwischen schon sehr aehnlich geworden.
Doch durch die einseitige Berichterstattung ueber China in der westlichen Presse und die offensichtliche Arroganz vieler Expats in China, hat der urspruengliche Reiz, den die unbefangene Art der Europaer auf einige Chinesen ausgeuebt hat, sehr verloren. In China hat man gemerkt: Die Amerikaner und Europaer benutzen das Wort “Meinungsfreiheit” als Propaganda Mittel, aber sind weit davon entfernt, wirklich so tolerant und aufgeschlossen zu sein, wie sie sein muessten, damit diese Meinungsfreiheit mehr sein kann, als nur ein Selbstbetrug.
Aber was hat das alles mit der politischen Meinungsfreiheit zu tun? werden Einige denken. Doch ich glaube, dass es sich mit der politischen Meinungsfreiheit genauso verhaelt wie mit der Meinungsfreiheit im privaten Bereich. Wer ernstgenommen werden will, muss sich ueber die Wirkung seiner Worte Gedanken machen. Und wer zu sehr ins Fettnaepfchen tritt, wird auf jedenfall auch Konsequenzen zu spueren bekommen, und zwar nicht nur in China. Umgekehrt kann man auch in China seine Meinung sagen, wenn man die richtige Art und Weise findet.
Labels: Konflikte, Kulturunterschiede, Meinungsfreiheit
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