Meine Schwiegermutter kommt zurueck
Heute holt mein Mann meine Schwiegermutter zu uns nach Hause zurueck. Sie war fast drei Wochen bei ihrer Schwester, weil meine Haushaelterin ihren Bruder im Krankenhaus pflegen musste. Die Schwester meiner Schwiegermutter ist aber auch schwerkrank, so dass wir mit schlechtem Gewissen meine Schwiegermutter als zusaetzliche Belastung in der Familie gelassen haben.
Krankheiten und Alter beeintraechtigen hier die Familien sehr. Viel mehr als in Europa, wo man seine kranken und alten Menschen einfach im Krankenhaus oder Altersheim von professionellem Personal pflegen lassen kann. Hier muss jedes Mal die Familie ran und das ist wirklich nicht einfach. So war eine Freundin von mir gerade zwei Wochen in Peking, um ihren Vater im Krankenhaus zu pflegen. Sie musste dafuer nicht nur ihren Arbeitgeber um Urlaub bitten, sondern ihr eigenes Leben komplett vernachlaessigen. Jetzt ist sie muede und erschoepft zurueck in Shanghai und muss alles nacharbeiten, was in dieser Zeit liegen geblieben ist. Das ist richtig hart.
Ich bin eigentlich ziemlich allergisch gegen zuviel Familie. Mich nerven alte Menschen , wenn ich laengere Zeit mit ihnen zusammen sein muss. Ausserdem haben wir keine Kinder, weil wir beide mit unserem eigenen Leben beschaeftigt sind. Zuviel Familie bedeutet Stress und ist auch irgendwie eine Zeitverschwendung, weil es einfach nur nervt. Ich finde Krankenhaus und Altersheim mit professionellem von einer Krankenkasse gezahltem Pflegepersonal die bessere Loesung. Aber nun bin ich hier und muss mitmachen. Und das ist auch in Ordnung, zumal ich normalerweise eine fantastische Haushaelterin habe. Ausserdem mag ich meine chinesische Verwandtschaft.
Labels: Altern, China spezial, Ethik, Familie, Freunde, Konflikte, my home, Schwiegermutter
Eingestellt von dievommond @ 9:14 AM
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Sieh es doch mal so, dass du dadurch etwas zurückgeben kannst, das du von deiner Mutter erhalten hast als du klein warst: Zuwendung und Pflege. Natürlich ist es so, dass man nicht darum gebeten hat geboren oder gezeugt zu werden, aber da es eine Tatsache ist, bringts nicht viel darüber zu diskutieren.
Deine Schwiegermutter hat ja auch nicht um Alzheimer und Unselbständigkeit gebeten und kann es ebenfalls nicht wegdiskutieren. Ich kann deine Empfindung, dass es einfach nur nervt und Zeitverschwendung ist gut verstehen. Aber es hört sich auch ein kleines bisschen wie ein Mädchen an, das nörgelt, weil es den Abwasch machen muss. Ich mecker auch öfter mal so mit dem Leben, wenn mir alles zu viel wird und mir das Kind-haben über den Kopf wächst. Aber wenn ich genau darüber nachdenke, muss ich dann feststellen, dass ich mit dieser Haltung nicht "das Beste daraus mache", sondern nur lamentiere. Ich finde aber, dass es sich besser anfühlt, wenn man wenigstens probiert hat "das Beste daraus zu machen", ob man es schafft steht auf einem anderen Blatt Papier.
Wenn man sein Leben liebt und Freude daran hat geboren zu sein, dann ist Famuilie irgendwie unabwendbar...
"Wenn man sein Leben liebt und Freude daran hat geboren zu sein, dann ist Famuilie irgendwie unabwendbar..."
moment mal: ich liebe mein Leben, aber ich habe einen anderen Lebensplan. Der scheint ja irgendwie angeboren zu sein, denn ich hatte zum Beispiel nie wirkich das Beduerfnis ein Kind zu kriegen. Gluecklich bin ich, wenn ich mich nach meinem mir immanenten Lebensplan entwickeln darf. Dazu gehoert fuer mich aber keine solche eng angebundene Familie. Ich bin naemlich Einzelgaenger oder wenn dann bevorzuge ich Beziehungen mit etwa gleichaltrigen Partnern.
Aber trotzdem hast Du irgendwie Recht: man muss die Realitaet nehmen wie sie ist und versuchen das Beste daraus zu machen. Es ist wie eine schwierige Pruefungsaufgabe. Und davonlaufen ist nicht meine Art.
Ich meinte damit, dass man, um überhaupt geboren zu werden, Familie haben muss, sprich: die eigenen Eltern. Und natürlich gilt das auch für den Ehemann und für deine Schwiegermutter. Damit du deinen Ehemann kennelernen konntest und mit ihm leben kannst, musste es deine Schwiegermutter geben.... Kurz: sie gehört zu deinem Leben, ob du nun willst oder nicht. Gegenwehr hat keinen Zweck...;-) Und ja: Alzheimer ist wirklich eine mistige Krankheit, die die Angehörigen traurig und verstört zurück lässt. Alzheimer höhlt die Persönlichkeit von innen aus und hinterlässt einen Menschen, der sich selbst und die Welt verliert. Etwas vom Schlimmsten, dass ich mir vorstellen kann.
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